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kolumnen

Schwi-schwi-schi

Die einen machen schwuuuuuu, begleitet von einen hohen fffiiiiiiii. Bei anderen tönt es mehr nach kkkkkaaaaaaaachchchchch, wieder andere geben ein tiefes wwwuuuuuuuchchchchc von sich, und schwi-schwi-schwi kommen die Randwirbelschleppen hinterher. Wenn man Zeit hat zuzuhören, ist der Lande-Lärm der Flugzeuge faszinierend. Und wenn man sich auf der Zuschauerterrasse vom Start-Krachen zudröhnen lässt, hat das schon fast etwas berauschendes. Ganz zu schweigen vom Geschwindigkeitsrausch der einen erfasst, wenn man im Flugzeug drin sitzt.

A propos "drin": Kürzlich las ich die Aussage eines Piloten, dass landende Flugzeuge praktisch keinen Lärm machen. Der Mann hat nicht etwa einen Hörschaden oder ein Fluglärm-Resistenz-Gen, nein, im landenden Flugzeug DRIN ist es nicht laut. Im Auto kann ich ja auch bei 120 km/h Musik hören; im Gegensatz zu dem, der neben der Autobahn picknicken will. Zudem wohnt der erwähnte Pilot offenbar an einem Ort, wo er die Landungen nicht hört. So wie die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer. Wir gehören blöderweise zur Minderheit.

Eben, je nachdem kann der Lärm auch interessant sein. Aber morgens um 05.40 Uhr finde ich das überhaupt nicht, und auch von halb eins bis eins am Mittag hätte ich gerne meine Ruhe. Und am Abend, weil sonst die Kinder nicht einschlafen können. Das können sie auch dann nicht, wenn die Nachbarn eine Party feiern. Ich erwache manchmal noch vor dem ersten Flieger, weil die Zeitungsverträgerin die Briefkastentür zuknallt. Und manchmal ruft mitten in der Nacht ein Kind nach mir. Der entscheidende Unterschied: Das Wort "manchmal"! Die Kinder schlafen normalerweise tief und fest, dem Zeitungsverträger rutscht die Tür vielleicht einmal die Woche aus der Hand und die Nachbarn feiern einmal im Monat! Wär's mehr, würde man reklamieren, oder?

Lärm wird von jedem Menschen anders wahrgenommen und vom selben Menschen je nach Situationen noch einmal anders. Wenn mich der wwwuuuuuuuchchchchc am Morgen weckt, stinkt mir das, ist mir aber egal, wenn es schon 10 Uhr ist. Ganz im Gegensatz zum Nachbarn der Nachtschicht hatte. Es würde nichts nützen, wenn sich der Flughafen ganz nach meinen Bedürfnissen richten würde, weil das für andere genau das Falsche wäre.

Was ist dann das Richtige? Wenn wir könnten, würden der Nachbar und ich doch abmachen, dass einmal er und einmal ich ausschlafen kann. Naheliegend, oder? Und warum sollte das nicht auch im grösseren Rahmen funktionieren? Das kann man sicher auch in Bern und Berlin nachvollziehen, ohne ein jahrelanges Mediationsverfahren. Denn ganz ehrlich, ich bin ja nicht nur den Lärm leid, sondern auch das ewige Gerede darüber, ohne dass sich auch nur ein Dezibel verändert.

A propos Bern: GEHEN SIE BITTE WäHLEN! Sonst müssen Sie sich wieder vier Jahre lang aufregen, dass man "in Bern oben" meint, wegen dem bisschen schwuuuuuu-fffffiiiiiiii, kkkkkaaaaaaaachchchchch, wwwuuuuuuuchchchchc und schwi-schwi-schwi müsse man sich doch nicht so aufregen.

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