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kolumnen

Alexander

Ich muss diesmal etwas weiter ausholen: Es gab scheints einmal einen phrygischen König namens Gordios (die Phryger lebten im 8. Jahrhundert vor Christus in Anatolien). Wie es sich für einen rechten König gehörte, hatte Gordios einen Streitwagen. Und die Götter persönlich hatten seinen Streitwagen ans Zugjoch geknöpft. Die göttlichen Knoten waren so kunstvoll, dass kein Mensch sie lösen konnte. Bis dann Alexander der Grosse kam (ein Makedonier, damals also Grieche)! Der hat den Knoten mit seinem Schwert ganz einfach zerhackt. Das muss ähnlich ausgesehen habe wie meine Lieblingsszene aus Indiana Jones: Vor Indy schwingt ein Wüsten-Krieger - ganz in schwarz und gfürchig anzusehen - kunstvoll sein krummes Schwert. In Gedanken stellt man sich bereits auf ein filmreifes Duell ein. Da zieht Indiana seine Pistole und erschiesst den Mann kurzerhand. Einfach so. Aber ich schweife ab.

Es kommt mir vor als bräuchten wir einen Alexander, der den gordischen Knoten unserer Zeit zerhackt! Die ganze Situation rund um den Flughafen hat jedenfalls die Merkmale eines gordischen Knotens. Ob er von den Göttern geknüpft wurde lassen wir einmal dahingestellt, aber zumindest erscheint er mir von Menschenhand nicht mehr lösbar zu sein. In der unique!-Zeitung wurde soeben ein Vergleich zwischen den Lärmkurven von 2000 und 2003 gezeigt. An gewissen Orten ist demzufolge der Lärm deutlich zurückgegangen, zum Beispiel im Norden: die Lärmkurve hört jetzt auf der Schweizer Seite des Rheins auf! Wir hatten im letzten Jahr 55'000 Flugbewegungen weniger als im Jahr 2000. Trotzdem tobt der Kampf gegen den Fluglärm wie nie zuvor und auch im Kantonsrat vergeht kaum ein Monat ohne eine Fluglärm-Debatte. Im Prinzip finde ich das gut, das Problem ist jetzt aber der gordische Knoten: Alle wollen nichts oder jedenfalls nicht mehr. Also gar keinen Fluglärm (Süden) oder auf keinen Fall mehr als man schon hat (Rest), was ja aber nebenbei und wie bereits gesagt eigentlich weniger ist als auch schon. Kompliziert.

Sowohl im Verwaltungsrat als auch im Kader von unique! lässt sich kein einziger Mann namens Alexander finden. Das wäre vielleicht ein Kriterium für die nächsten personalpolitischen Entscheide. Wobei: Heutzutage kommt wohl nicht einfach ein Alexander mit grossem Schwert daher und erledigt die Sache auf einen Streich. Heute sind wir viel zivilisierter und versuchen geduldig, den Knoten aufzudröseln. Dem sagen wir Mediation. Klingt langweilig und vor allem langwierig. Aber es dürfte der gescheitere Weg sein als die kurz-schnurz Methode Alexanders. Die ist übrigens den Persern sehr schlecht bekommen. Sie wurden nämlich, nachdem der göttliche Knoten futsch war, von Alexander erobert und unter den Nachwehen seiner Kriegszüge leiden wir heute ja zum Teil immer noch. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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