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kolumnen

Verschwindibus

Letzte Woche war hier zu lesen, dass die in Süddeutschland wohnende Schreiberin ihren Heimatflughafen verloren hat. Dies, weil die Reisebüros in ihrer Gegend so tun, als gäbe es Kloten nicht mehr. Ha! Hätten sie wohl gern, die Deutschen, dass der Airport einfach verschwindet. Aber wir sind alle immer noch hier, inklusive Flughafen. Unsereins hat es deshalb besser: ich beobachte die Flieger beim Anflug über dem Fussballplatz und dort wo sie hinter dem Nachbarhaus verschwinden, dort ist der Flughafen. Darüber, dass man im angrenzenden Nachbarland offenbar so weit weg ist, dass man den Flughafen schlichtwegs ausblenden kann, wollen wir jetzt nicht weiter grübeln.

Aber immerhin habe ich darüber nachgedacht, ob ich jetzt den Flughafen Zürich als Heimatflughafen bezeichnen soll. Heimathäfen sind ja etwas für Schiffe, also wären entsprechende Flughäfen etwas für Flugzeuge, nicht für Menschen. Aber da für uns der Flughafen so nah ist, kann man immerhin sagen, dass er zur Heimat gehört. Ich zum Beispiel fahre oft mit dem Velo einmal drumherum, um den Flughafen. Dauert eine Stunde und 5 Minuten. Und wenn ich da dem Zaun entlangflitze, versuche ich immer krampfhaft, mir die Fluglärmkanäle vorzustellen. Warum? Um etwas kanalisieren zu können, braucht es primär mal einen Kanal. Logisch, oder? Und die beiden Strahlefrauen der Zürcher Regierung haben uns ja erklärt, dass dies das Beste sei, das Kanalisieren. Zwar leider jetzt nicht gerade für Sie oder mich, aber für die meisten anderen schon.

Dass man sich so einen Kanal nicht wie einen Abwasserkanal vorzustellen hat liegt auf der Hand. Fliegen im Tunnel wäre zwar eine Lösung, geht aber nicht. Es müsste also ein Kanal sein, der oben offen ist. Das ist schon die minimale Definition eines Kanals, dass er an drei Seiten zu ist, denke ich. Klar, die Fluglärmkanäle kann man nicht einfach so in die Luft bauen. Wozu müssten denn dann die Flieger noch fliegen können? Könnte man in den Kanälen genausogut Züge fahren lassen. Man muss sich die Kanäle also mehr so virtuell vorstellen, luftig. Und damit habe ich schlimme Probleme. Ich bin ja durchaus ein Fan virtueller Welten und nichts lenkt angenehmer und unterhaltender von den ärgernissen des Lebens ab, als ein neues Computergame. Aber dort ist dann alles virtuell. Die bösen Wölfe ebenso wie die Kugeln, mit denen ich sie niederstrecke. Dort würde es sicher funktionieren: die virtuelle Kanäle könnten den virtuellen Lärm kanalisieren. Aber im richtigen Leben kann ich mir einfach nicht vorstellen, wie die virtuellen Kanäle den realen Lärm kanalisieren sollen. Luftig wie sie sind! Sie sehen, geschätzte Leserinnen und Leser, ich brauche Hilfe. Bitte melden Sie sich doch bei mir, falls Sie wissen, wie man die realen Probleme mit den virtuellen Lösungen wegkriegt. Ich glaube, zur Belohnung kann ich Ihnen ein Essen mit einem Bundesrat versprechen.

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