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kolumnen

Kuschelhafen

Ich gehöre zu den Menschen, die immer etwas Mühe haben damit, dass Leute Richtung Süden flüchten, wenn es in der Schweiz so richtig winter-kuschelig wird. Für mich wäre es ein Graus, irgendwo in Thailand in der Hitze schmachten zu müssen, wenn man zu Hause Schneemänner bauen und Guetzli backen kann.

Diese Woche wurde sogar der Flughafen ein kuscheliger Zufluchtsort. Einen halben Tag Glatt-Zentrum hatte ich eingeplant, um alle Geschenkkäufe in einem Rutsch zu erledigen. Blöderweise hatte ich mir genau den Tag ausgesucht, an dem auf der Strasse vor lauter Schnee kein Fortkommen war. Nach diversen verbeulten Autos auf Trottoirs und 30 Minuten von der Kaserne bis zum Balsberg gab ich auf, bog rechts ab und verlegte die Einkauferei  zum Airport-Shopping. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“, meinte doch schon Goethe.

Über die sieben Franken Parkgebühren werde ich mich als Linke gewiss nicht beklagen, hätte ja gleich mit dem Bus fahren können. Das Angebot reichte zwar nicht so recht an ein ordentliches Shopping-Center ran. Aber ich konnte trotzdem einiges an Geld ausgeben und Geschenkpendenzen erledigen. Dass man mir die erste Stunde Parkgebühren geschenkt hätte, habe ich eben erst vom Parktarif-Rechner auf der Website des Flughafens erfahren  – sehr nützliche Sache, dieser Rechner.  Könnte man solche Rechner nicht auch für anderes einführen? Zum Beispiel einen ZFI-Rechner. Dort könnten dann Leute, die sich überlegen umzuziehen, ausrechnen lassen, welchen Einfluss ihr Umzug  auf den Zürcher-Flugdings-Index haben würde. Je nachdem welche politischen Ziele sie verfolgen entscheiden sie dann, ob sie zügeln oder nicht. Zugegeben, wirklich passieren wird wohl nichts, egal wie hoch der Ziemlich-Frustrierende-Index auch steigen wird. Aber man hängt ja öfters an Illusionen.

Egal, jetzt ist Weihnachten und es wird nicht rumgemotzt. Dieser Tage bin ich nämlich recht stolz auf den Kanton Zürich. Gut, die Illusion dass die Mehrheit des Kantonsrates die ihm zur Verfügung stehenden Instrumente begreift und anzuwenden weiss musste ich begraben. Sie, wenn die Leute für ihre Firmen auch so budgetieren wie sie das für den Kanton machen, also einfach unten Null schreiben und der Regierung sagen, sie solle oben selber schauen, wie die Rechnung zum stimmen kommt, dann wundere ich mich auch nicht mehr über die Finanzmarkt- und andere Krisen. Aber das nur nebenbei.

Schluss jetzt mit negativ: Eigentlich wollte ich doch noch sagen, wie schick ich die neue Glattalbahn finde. Wenn man so am Busbahnhof steht und das Cobra-Tram in die schöne neue Haltestelle einfährt und wirklich alles so aussieht wie auf den Fotomontagen, dann bin ich echt stolz darauf, was wir alles hinbekommen. Allen Schwarzmalern zum Trotz! In diesem Sinn wünsche ich uns allen Zuversicht für das neue Jahr.

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