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Champagner für alle

„Prosecco“, bestellt Mia, als sie sich am Feierabend mit ihren Freundinnen in der Bar trifft. „Ob Vasella wohl immer Champagner bestellt?“, fragt Ursula in die Runde. „Der Unterschied zwischen ihm und uns ist vielleicht einfach der, dass er sich nicht überlegt, was günstiger ist“, sinniert Stefanie. „Stellt euch mal vor, was man sich mit so viel Geld alles leisten könnte! Grosses Haus, Ferienhaus in den Bergen, Ferienwohnung am Meer, kleine Wohnung in London, Nanny für die Kinder, beim Kleider kaufen nie auf’s Preisschild schauen, selber kochen nur wenn man wirklich Lust dazu hat, nie mehr Wein für Fr. 7.50 die Flasche … „. „Und dann?“ „Wie und dann?“ „Ja, wenn du alles hast was du dir wünschst“ wirft die Realistin Ursula ein, „was machst du dann? Du hast ja dann immer noch Geld übrig. Irgendwann wirst du einfach nicht mehr glücklicher indem du noch mehr Sachen kaufst, oder? Und machen dich all die Sachen tatsächlich glücklich? Mal abgesehen vom teureren Wein?“ „Spielverderberin“, grummelt Stefanie. „Du meinst also, der Vasella verschenkt sein Geld, weil ihn das glücklicher macht als sich Sachen zu kaufen? Ok, er hat ja schon alles, mehr Geld kann der gar nicht gebrauchen. Er bekommt 12 Millionen pro Jahr, oder? 1 Million pro Monat. Pro Monat! Dafür dass er nichts tut. Ich glaube mir wird schlecht. Bruno, ich nehme auch einen Prosecco!“ Während Mia zuhörte hat sie ein bisschen gerechnet: „Nehmen wir mal an, er muss die Hälfte seiner Monatsmillion für Steuern und so abgeben, dann bleiben ihm immer noch 500‘000 Franken pro Monat, die er für irgendetwas ausgeben kann. Er könnte damit zum Beispiel alle Klotenerinnen und Klotener einmal im Monat zu einem rechten Zmittag einladen. Aber ohne Wein. So gesehen ist es nicht viel, oder? Andererseits müsste ich, wenn ich 100‘000 Franken pro Jahr verdienen würde, fünf ganze Jahre arbeiten und nichts davon ausgeben, bis ich gleichviel Geld zusammen hätte wie er pro Monat verschenken kann. Also ist es eben doch sehr viel Geld. Um das letztjährige Defizit des EHC zu decken bräuchte er allerdings mehr als er in einem ganzen Jahr erübrigen kann. Und für Entwicklungszusammenarbeit gibt die Schweiz 100 mal mehr aus als Vasella auch ohne Abzug pro Jahr bekommt. Uff, ich habe langsam einen Knopf im Kopf.„ „Wisst ihr was? Ich bin gar nicht neidisch auf den Vasella. Der hat jetzt jede Menge Ärger am Hals. Im Radio hat einer gesagt, Vasella führe die liberale Schweiz zum Schafott. Also ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Und was den Champagner angeht: Bruno, eine Runde Champagner für uns drei!“

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