Deko

kolumnen

So müssen Ferien sein.

Carla und Ozzy, die Meerschweinchen, sind sauer. Drei Wochen lang habe ich sie der Obhut der Söhne überlassen und bin in die Ferien verduftet. Das bedeutete für sie: Kein Freigang im Aussengehege. Da man(n) ja immer auch daran denken muss, die Viecher am Abend reinzuholen bevor der Fuchs unterwegs ist, ist das definitiv sicherer für sie. Ich dagegen hatte reichlich Auslauf.

Die erste Feriennacht verbrachte ich zwar noch beengt und unbequem. Der auf der Fähre gebuchte „Liegesessel“ eignete sich nur auf eine Art zum Liegen, nämlich quer über die Sitzfläche. Ich fand es aber bequemer am Boden VOR den Sesseln. Etwas hart, aber der unter mir brummende Schiffsmotor wirkte wie Autofahren auf Babys: einschläfernd. Und dann die Sensation am nächsten Morgen. Aus dem überhitzten und dunklen Schiffsbauch kommend stolperte ich auf’s Deck hinaus und war hin und weg: Frische Luft bei strahlendem Sonnenschein und rundherum nichts als blauestes Meer. Zum Weinen schön. Ich fühlte mich wie eine Seefahrerin aus vergangener Zeit, die sich aufmacht, neue Welten zu entdecken.

Die „terra incognita“ hatte allerdings einen Namen: Sardinien. Als ich meine „Black Pearl“ (aka VW Polo) aus dem Schiffsbauch befreit hatte machten wir zwei uns auf Entdeckungsreise zu Land. Auf vielen Ausritten – ohne Black Pearl dafür mit tollen Pferden – insbesondere auch immer wieder am Meer, habe ich so viele ergreifende und erhebende Momente erlebt! Als ich mich eine Woche später wieder auf den Boden über dem Schiffsmotor legte, hatte ich das Gefühl, ich sei mindestens einen Monat lang weg von zu Hause gewesen. Das war aber noch nicht alles.

Es folgten zwei Wochen in höheren Gefilden: Graubünden. Die Tage vergingen ruhig und unspektakulär. Mit viel, viel Zeit zum Ferien machen. Das tat ich intensiv. So lange, bis ich mich schlussendlich auf zu Hause, auf Kloten und den Geruch nach Kerosin in der Luft freute. Als Black Pearl und ich in den heimischen Hafen einliefen, schien mir alles viel schöner als vor der Abreise. Abgesehen davon, dass sich mein Garten in’s Schlaraffenland verwandelt hatte: Reife Pfirsiche, riesige Rondini, Gurken, Tomaten...
Ozzy und Carla durften sich dann einen ganzen Tag auf der Wiese tummeln. Als wir sie abends zwecks Fuchsschutz aus dem Häuschen ins Haus trugen, hatten sie kugelrunde Bäuche und legten sich zum schlafen ins frische Stroh – ich meinte, ein zufriedenes Grunzen aus ihrer Ecke zu hören. So müssen Ferien sein!

©2025 Regula Götsch Neukom - Webdesign: Atelier Neukom