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kolumnen

Abrechnung

Um Weihnachten herum bricht ja üblicherweise der totale Stress aus. Ich muss ihnen vermutlich nicht aufzählen, woher das kommt - mit einiger Wahrscheinlichkeit wurden Sie selber ein Stress-Opfer, hingen mit ihren Leidensgenossinnen in den Seilen und die Festtage erschienen ihnen wie der erlösende Gong in einer Boxrunde. Wenn Sie diese Zeilen lesen hat es hoffentlich gebimmelt und der Stress sich in Wohlgefallen aufgelöst.

Ich habe dieses Jahr Schwein: Der Stress ist nicht ausgebrochen. Allerdings weiss ich nicht warum und kann Ihnen deshalb nicht mit heissen Tips weiterhelfen. Aber dank der freien Zeit kann ich mich der kalten Abrechnung mit dem vergangenen Jahr hingeben. Wobei es mir nicht um die grossen Katastrophen geht - obwohl wir davon weiss Gott mehr als genug hatten. Aber das gehört nicht hierher.

Ich möchte mich über die widerwärtigen Kleinigkeiten oder kleinen Widerwärtigkeiten des Alltags auslassen. Geteiltes Leid sei ja halbes Leid, sagt der Volksmund. Dieses Jahr besonders genervt hat mich mein Weihnachtsgeschenk vom letzten Jahr - mein neues Mobiltelefon! Schnucklig sah es aus, wäre aber noch verschönerungswürdig, schien mir. Also musste ein neues Cover fürs Handy her (die englischen und zudem falschen Ausdrücke in unserer Sprache gehören übrigens zu den Dauerbrennern bei den ärgernissen). Bloss dass die neue Abdeckung trotz aller Kunstfertigkeit meinerseits nicht passen wollte - die Bedienung der Tastatur war nicht mehr möglich. Also umtauschen, und dann ging es tatsächlich. Allerdings fing das Ding dann erst wirklich an zu spinnen, behauptete zum Beispiel Anrufenden gegenüber, man könne nur die Combox (englisch!) erreichen, liess mich nicht mehr telefonieren etc. Dreimal insgesamt wurde das Gerät eingeschickt (ebenfalls ein ärgernis: alles muss eingeschickt werden, was bei der heutigen Geschwindigkeit der Post heisst, dass man auch noch so wichtige Dinge für mindestens eine Woche vergessen kann). Weihnachten und damit seinen ersten Geburtstag wird mein Telefönli deshalb wohl in irgendeiner Werkstatt unter seinesgleichen verbringen - immerhin ein Trost.

Ebenfalls auf die Nerven gegangen ist mir dieses Jahr mein Lieblings-Radio-Sender. Bei uns läuft üblicherweise immer irgendwo ein Radio. Das heisst für mich im Falle dieses Senders, dass ich sozusagen alle Beiträge mindestens dreimal höre: am Mittag kommt eine Zusammenfassung von dem was sie am Morgen schon gesagt haben und am Wochenende eine Zusammenfassung von dem, was sie die ganze Woche lang gesagt haben! Und Ende Jahr werden wir wohl mit einer Jahreszusammenfassung rechnen müssen. Aarrrghhhh! Was heisst denn da "Radio zum Glück"?

Jetzt weiss ich gar nicht mehr, ob ich von einem anderen Klein-ärgernis schon einmal geschrieben habe, aber es schadet sicher nicht, es noch mal zu tun: Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass es Läden gibt in denen nirgends mehr Preise auf den Produkten zu finden sind? Mit etwas detektivischem Gespür findet man vielleicht am Gestell noch etwas angeschrieben, aber oft ist es unmöglich herauszufinden, was das Päckli Kaffee oder der Karton Cornflakes kostet, weil wir armen Menschen noch immer nicht mit eingebautem Strichcode-Leser auf die Welt kommen!

Und falls Ihnen persönlich ein Ärgernis fehlt: Versuchen Sie mal in Kloten Schleifpapier zu kaufen.

äs guets Neus!

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