kolumnen
Andere Zeiten
Geschafft: Die Wahlen sind vorbei, es kehrt langsam wieder Ruhe ein in der Klotener Politlandschaft. So ein Wahlkampf geht einem auch emotional an die Nieren - oder sonstwohin. Da arbeiten Sie zum Beispiel jahrelang mit Leuten zusammen, verstehen sich bestens, und auf einen Schlag stehen Ihnen dieselben Leute als Konkurrenz gegenüber, weil er oder sie für ein Amt kandidiert, das sie selber gerne hätten. Genauso pulsbeschleunigend ist das durchlesen der Wahllisten, weil man immer wieder Namen von neu Kandidierenden entdeckt, die man kennt und mag - auf den Listen anderer Parteien!
Noch aufreibender ist die Gerüchteküche, in der es zu Wahlzeiten dampft und brodelt. So erfuhr man immer mal wieder, es sei "etwas" gegen unseren Schulpräsidenten Peter Isenring im Gange. Was tun? Leider bildete sich kein Komitee "Isenring z'letscht", mit dem man wenigstens hätte reden können. Für mich blieb das Ganze eine nicht fassbare, hinterhältige Drohung, die leider wahr wurde, wie wir inzwischen wissen. Aus der Distanz betrachtet könnte man durchaus von Mobbing reden. Ich hoffe nur, dass die Drahtziehenden jetzt zufrieden sind und die neue Präsidentin ihre Arbeit zum Wohl der Schule machen lassen.
Na gut, Schwamm drüber! Jetzt geht es ja nicht mehr um die Frage, wer am meisten Macht erringen kann, sondern wer die besten Ideen hat für Kloten. Und da bin ich schon fast euphorisch. Warum?
An der allerletzten Sitzung in der alten Amtsdauer glaubte ich einen Moment lang, ich hätte mich in eine andere Gemeinde verirrt. Nicht nur, dass der Stadtrat nun doch eingesehen hat, dass auch Kloten dem Schutzverband beitreten sollte, sondern wir fanden auf unseren Tischen die Beantwortung eines EVP-Vorstosses, in dem der Stadtrat mitteilte, er sei dafür, dass in Kloten das Projekt "Lokale Agenda 21" durchgeführt werde. Ein Projekt, das auf den Umweltgipfel von Rio de Janeiro zurückgeht und den Weg für eine wirtschafts-, sozial und umweltverträgliche Entwicklung aufzeigen soll. Juppiiieee, Kloten bewegt sich! Und heute las ich in der Zeitung, der Stadtrat habe gegen eine erneute änderung des Betriebsreglementes am Flughafen Beschwerde eingelegt, weil es nicht angehe, dass die wirtschaftlichen Interessen des Flughafens von vornherein den Vorrang vor dem Schutz der Bevölkerung hätten. Na also, das hat doch gar nicht weh getan!
Stellen Sie sich vor, was noch alles möglich werden könnte: Vielleicht kommen wir doch zu einem Stadtpark? Vielleicht sogar zu einer Fussgängerzone? Oder zu einer aktiven Integrationspolitik? Oder zu Sozialarbeit an der Schule? Und vielleicht sogar zu einer breit diskutierten, inspirierten und tatsächlich neuen Gemeindeordnung?
Ups, der Gedanke an den aktuellen Entwurf der Gemeindeordnung bringt mich schnell wieder auf den Boden der Realität. Hat man(n) es doch tatsächlich fertiggebracht, fast alle Passagen in denen beide, Frauen und Männer, erwähnt wurden, wieder zu rein männlich zurückzuformulieren. Eine gewisse Portion Anachronismus (ursprünglich griechisch für "Verwechslung der Zeiten") wird halt doch ein Klotener Markenzeichen bleiben.
