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Gaht's no?

Kennen Sie das Mani-Matter-Lied vom Hansjakobli und Babettli, wo diese beiden mit Hilfe eines Taburettlis üben, einander die Meinung zu sagen? Das tönt dort ja recht harmlos "he, he Frou Meier", wenn selbige zu laut auf dem Taburettli herumstampft. Im richtigen Leben geht es rüder zu und her. Jedenfalls musste ich letzte Woche einem älteren Mann die Meinung sagen, nachdem er meinen Sohn grob angerempelt hatte. Das Kind stand ihm zwischen zwei Skiständern im Weg und träumte vor sich hin. Er überhörte das "gang emal wäg" des ungeduldigen Mannes. Oder vielleicht fehlte einfach das "Zauberwörtli"? Wie auch immer, viel Zeit um weiterzuträumen blieb ihm nicht, denn schon wurde er unsanft zur Seite geschubst. "Gaht's eigenlich no?" hörte ich mich schon rufen, bevor ich lange nachdachte, wie man wohl zu reagieren hätte. Der Beschuldigte versuchte sich zu rechtfertigen, aber da war er an der falschen Adresse. Schliesslich flüchtete er sich in den bei mir ungemein beliebten Allgemeinplatz von den schlecht erzogenen Goofen. Vermutlich meinte er ja eher die schlecht erzogene Mutter, die sich nicht tausendmal für ihre unselige Brut entschuldigte. Als Letztes beschied ich ihm, dass es dank meiner Erziehung hoffentlich nie passieren werde, dass meine erwachsenen Söhne kleine Kinder schupfen. Ha! Ich war sehr zufrieden mit mir und erwischte mich noch Stunden später mit einem Grinsen im Gesicht, wenn ich an die Szene dachte. Endlich einmal war mir nicht erst zwei Tage später in den Sinn gekommen, was ich hätte sagen können.

Die Rechnung für meine "Heldentat" musste ich ein paar Tage später begleichen. Wir genossen gerade den Après-Ski Huuskafi im Restaurant. Die Kinder stritten herum, bis es mir schliesslich zu bunt wurde und ich sie - verbal - in den Senkel stellte. Die nachfolgende Schimpftirade des Kleinen, beginnend mit "gaht's eigentlich no, Chinde so go behandle, das isch ja s'Hinterletscht", kam mir extrem bekannt vor… Als ich mit Lachen aufhören konnte fand ich, dass es ja wirklich gut ist, wenn man sich hie und da die Meinung sagt. Vielleicht kandidieren deshalb 1986 Leute für den Kantonsrat. Damit sie Montag für Montag sagen können "he, he Frou Meier". Oder damit sie das im Wahlkampf tun können. Zwar sagen alle Werbestrategen, man solle a) andere Parteien nicht angreifen sondern die eigenen Tugenden preisen und b) sich in vornehmer Zurückhaltung üben, wenn man selber angegriffen werde. Darum sagt wohl kaum jemand mehr etwas gegen die Behauptungen in den SVP-Inseraten. Aber ist etwas, dem nicht widersprochen wird vielleicht ein wenig wahr? Also, damit es gesagt ist: Es ist nichts wahr von dem was die SVP allen anderen Parteien unterstellt. Da wird zum Beispiel behauptet, dass ich als SP-Mitglied für mehr Kriminalität bin. Gaht's eigentlich no?! Das muss einfach gesagt sein, denn ich glaube, dass Mani Matter recht hatte als er am Schluss des Liedes sang: "d' Wält wär freier, wenn meh würd grüeft he, he Frou Meier".

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