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kolumnen

Kom-mu-ni-ka-tion

Menschen die Entscheidungen von öffentlichem Interesse treffen, verwenden viel Zeit darauf zu überlegen, wie ein Beschluss "kommuniziert" werden kann. Je nachdem ist dabei wichtig, dass entweder verstanden wird, was man eigentlich sagen möchte oder dass nicht auskommt, was der Entscheid wirklich bedeutet. Politische Entscheide werden manchmal nicht deshalb gefällt, weil sie richtig wären, sondern weil man annimmt, dass sie verstanden wird und dass das Gegenteil schwierig zu erklären wäre. Für schwierige Erklärungen hat es in Zeitungsinseraten und auf Plakatwänden keinen Platz. "Weniger Steuern" muss es da heissen, oder "Mehr Sicherheit". Dass mehr Sicherheit mehr Steuern kostet ist dann schon wieder zu kompliziert.

Wenn Sie denken, dass ich auf eine ganz bestimmte Partei ziele, dann haben wir schon ein Kommunikationsproblem. Ich meine nämlich auch meine eigene Partei. Da ist es schon vorgekommen, dass wir mit einem "wording" beliefert wurden. Was das ist? Im konkreten Fall hat es sich um ein Argumentarium zu einem bestimmten Thema gehandelt und es wurde wärmstens empfohlen, diese Argumente zu übernehmen. Aber so einfach kann man das nicht mehr sagen, man nennt es "wording" und fühlt sich prächtig. Man redet ja auch nicht mehr miteinander, sondern "signalisiert". Im Kantonsrat läuft im Moment der grosse ämtli-Schacher, also die Verteilung der RätInnen auf die ständigen Kommissionen. Da signalisiert A an B, dass er mit der Wahl von C einverstanden wäre, falls D signalisiert, dass sie auch einverstanden ist. Kein Wunder versteht man sich bei all der Signalisiererei nicht mehr richtig und werden plötzlich Leute gewählt, bei denen man sich nur noch verwundert die Augen reibt.

Ich will Ihnen aber noch das Erlebnis schildern, das mir vor Augen geführt hat, wie zentral und wie schwierig Kommunikation ist.

An der letzten Gemeinderatssitzung durfte ich mein Postulat für ein Mütter- und Familienzentrum begründen. In der Pause redete dann ein Kollege aus einer anderen Partei mit mir und zwar über seine Grossmutter, die 14 Kinder gehabt habe und dass man als Eltern halt nicht alles haben könne und früher sei es ja auch gegangen. Verwundert musste ich nachfragen, ob er das jetzt sage wegen dem Vorstoss für das Mütterzentrum, was er bejahte. Das war das erste Missverständnis des Abends. Er hat nicht gewusst, was ein Mütterzentrum überhaupt ist während ich davon ausging, dass das völlig klar ist. Klassischer Fehler. Das Missverständnis Nummer zwei folgte auf dem Fuss. Eine andere Kollegin, ebenfalls nicht aus meiner Partei, meinte, sie sei froh dass ich ihre Vorurteile gegen das Kinderhaben bestätigt habe. Das müsse ja furchtbar sein, all die vielen Probleme deretwegen man dann ein Mütterzentrum brauche. Ich war perplex, aber mein Fehler war wiederum klassisch: Ich hatte angenommen, dass es aller Welt bekannt ist, dass ich meine Kinder und das Leben mit ihnen als grossartige Sache betrachte - jedenfalls meistens. Und das könnte jetzt auch schon wieder falsch verstanden werden. Fazit: Ich wollte Ihnen darlegen, dass furchtbar viel kommuniziert, dabei aber wahnsinnig wenig wirklich gesagt wird und dass es schwierig ist, verstanden zu werden. Ob mir das gelungen ist? Sagen Sie es mir, wenn wir uns das nächste Mal sehen.

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