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Juhui, endlich tätscht es mal in Kloten. Weil es geklöpft hat. Die Böllerschüsse, die die Feuerwehr von sich gegeben hat, sind Stadtthema. Das zeigt, dass Kloten keine Schlafstadt ist (kein Wunder, bei dem Krach) sondern über eine engagierte und interessierte Bevölkerung verfügt. Diese setzt sich allerdings aus Teilen mit unterschiedlichen Interessen zusammen. In der Böllerschuss-Affäre - kurz BöSchu-Affäre - kann man einerseits die eher traditionell-alteingesessene Bevölkerung identifizieren und auf der anderen Seite die modern-nüchtern argumentierenden Einwohnenden, die das Problem mit vernünftigen Vorschlägen lösen möchte. Zum Beispiel durch verschieben der Schiesserei in den Vormittag anstelle des frühen Morgens. Das hätte den Vorteil, dass ich es auch hören würde. Scheinbar habe ich mir im letzten Sommer - der Sommer der heissen Nächte und frühen Ostanflüge - den Schlaf eines Murmeltiers zugelegt und die ganze Aufregung verpasst.

Ein wenig erinnert die BöSchu-Affäre an Geschichten von Neuzuziehenden in ländlichen Gemeinden, die sich sofort über den Lärm von Kirchen- oder Kuhglocken beschweren nachdem sie endlich den Lärm der Strasse losgeworden sind, an der sie früher gewohnt haben. Oder den Fluglärm, der verhindert hat, dass sie überhaupt Kühe und Kirchen hören konnten. Bei uns wird die BöSchu-Affäre nicht zu langen Streitigkeiten führen - aber sie war doch Anlass um darüber nachzudenken, wann es gut ist an Traditionen festzuhalten - weil Traditionen auch Sicherheit und Beständigkeit vermitteln - und wann dieses Festhalten zur Erstarrung wird, die keinerlei Entwicklungen mehr zulässt.

«Bremsen bis zum Stillstand» wolle man das Schiff des Kantons Zürich, sagte letzthin ein Kantonsratskollege der SVP. Fragt sich bloss, was wir dann auf einem stillstehenden Kahn in der offenen See anfangen sollen. Vielleicht ein paar Böllerschüsse abfeuern.

Beruhigend ist, dass nicht alle so sind. Der Gewerbeverein Kloten hat zum Beispiel Mut bewiesen und alle drei Klotener Kantonsräte an seine GV eingeladen. Auch die von der SP, die dann als einzige gekommen ist und dazu ebenfalls ein bisschen Mut brauchte. Aber es war erstens schön, weil ich sehr viele Leute kannte und zweitens interessant, weil mir der Geschäftsführer des kantonalen Verbandes vieles erklärte, was im Moment im Gewerbeverband läuft. Das ist ein Gebiet, zu dem wir von links sonst keinen so guten Zugang haben. Dass eine böse Zunge dann den erfreulichen Abend mit schlechter Presse vergiftete war schade, aber damit muss man leben (siehe letzten Stadtpicker). Sollte ich jemanden beleidigt haben tut mir das sehr leid, denn es war nicht meine Absicht. Ich hoffe es bleibt dabei, dass in Kloten weiterhin versucht wird, die Gratwanderung zwischen Tradition und Fortschritt ohne Scheuklappen zu meistern.

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