kolumnen
Invasion aus dem All
«Super», meinte kürzlich ein ausserirdischer Expeditionsleiter zu seiner Assistentin, «ich glaube, die Gedanken-Beeinflussung der Leute in Kloten wirkt. Jetzt haben sie schon wieder einen Raumschiff Landeplatz in ihrem Zentrum frei gemacht. Ich denke, wir können zwei Mannschaften runterschicken. Das erste Raumschiff soll dort landen, wo früher das Höchhus stand. Das ist eine prima Wiese, die nie jemand benutzt. Wir würden also nicht stören. Das zweite Schiff soll an der Ecke Kalchengasse und Bachstrasse parkieren. Dort haben sie brav den neuesten Landeplatz geschaffen, total zentral gelegen. Leider mussten wir da zu etwas gröberen Mitteln greifen. Das Haus dort wollte partout nicht einstürzen, obwohl seit langer Zeit nichts mehr daran gemacht worden war. Jetzt ist es halt abgebrannt. Ups. Und blitzschnell ist der Platz aufgeräumt worden. Schau mal, wie schön leer es jetzt da ist. Damit uns niemand in die Quere kommt, haben die Klotemer sogar einen Zaun drumherum aufgebaut.
Wenn beide Mannschaften im Einsatz sind, kann die Neugestaltung des Zentrums an die Hand genommen werden. Das wird nicht stören, im Gegenteil, die Leute werden sich freuen. Wir haben dafür gesorgt, dass das Thema in den letzten Jahren immer wieder einmal aufgeworfen wurde, ohne dass je etwas Konkretes passiert wäre. Wenn da also unsere Unterkünfte gebaut werden, wird das niemandem auffallen. Wenn wir uns im Zentrum installiert haben, können wir damit beginnen, unseren Weltraumflughafen in Betrieb zu nehmen. An ihrem Flugzeug-Flughafen haben die Menschen ein leeres Dock aufgemotzt. Das wird unseren Zwecken ebenso dienen wie das neue Hallenstadion, das wir als Versammlungslokal benutzen werden.
Ach übrigens, vielleicht haben wir ein wenig übertrieben. In Kloten fangen sie an, komische Sachen zu machen. Ich habe gehört, dass demnächst ein Autorennen stattfinden soll mit so genannten Seifenkisten. Damit stürzen sie sich einen Hang hinunter. Zudem wollen sie nochmal ein Stadion, gratis. Und warum wurde eigentlich die Anzahl Gemeinderäte reduziert, obwohl die Bevölkerung gewachsen ist? Ausserdem spart die Stadt an allen Ecken und Enden und trotzdem werden den Strassen entlang sogar noch fast im ersten Schneefall fleissig Blumen ausgerissen und neue gepflanzt. Ich glaube, da ist euch bei der übermittlung hie und da ein Fehler unterlaufen.
Also, meine Liebe, wenn die beiden alten Häuser an der Lindengartenstrasse auch weg sind, solltet ihr die Gedankenübertragungen etwas zurücknehmen. Nicht dass plötzlich noch ein Laden für Billig-Raumanzüge eröffnet wird.»
