
kolumnen
Und ewig lockt der Konsum
Im Moment geschieht in unserer Familie Schreckliches: Wir bestätigen ein typisches Rollencliché. Und zwar jenes, dass der Mann ständig Geld ranschleppen muss, damit die Frau es mit vollen Händen ausgeben kann. Wobei es sich im aktuellen Fall allerdings um Sachen statt Geld handelt und den umgekehrten Weg.
Schuld daran ist Ebay. Kennen Sie Ebay? Das ist ein Flohmarkt, allerdings einer, der nicht bei Wind und Wetter auf dem Migrosparkplatz stattfindet, sondern gemütlich zu Hause am Computer. Nachdem unsere Söhne längst entdeckt haben, dass man auf Ebay günstig zu gewünschten Dingen kommt, hat das Fieber nun auch uns Eltern erreicht. Wobei die Kinder kaufen und dann den Eltern ein E-Mail schicken mit den Angaben, wann wieviel wohin zu überweisen ist und darauf vertrauen, dass das Sackgeld-Konto noch nicht leer ist.
Anders mein Mann: Beherzt hat er sich in die hinteren Regionen des Kellers gewagt und rigoros aussortiert. Es fanden sich Dinge, die man nicht sonderlich vermissen wird, zum Beispiel eine alte, defekte Kamera. Bei anderen Sachen ging ans Eingemachte, an den Ausverkauf früherer Träume quasi, zum Beispiel beim Musik-Equipment. Aber er hat tapfer alles geputzt, fotografiert und auf Ebay zum Kauf angeboten. Und siehe da, es wurde gekauft! Auch die kaputte Kamera, die selbstverständlich als solche deklariert war. Der interessanteste Kunde kam mit dem Auto aus Strassburg angefahren, um ein altes Gerät persönlich abzuholen und fast 600 Franken auf den Tisch des Hauses zu blättern.
Globalisierung könnte in diesem Zusammenhang für den kleinen Mann und die kleine Frau ein Segen sein. Könnte, denn die Versandkosten ins und vom Ausland sind horrend. Das führt zu absurden Situationen. So habe ich für schlappe 7 Euro eine wunderbare, geflochtene Zaine ersteigert. Zum Kaufpreis kommen aber noch 45 Euro Versandkosten dazu. Für die knapp 80 Franken hätte ich natürlich auch hier eine Zaine kaufen können. Vielleicht sogar eine neue. Aber aus Schaden wird man klug und darum habe ich meine nächsten Käufe im Inland getätigt. Ein PC-Arbeitstisch aus Dielsdorf und ein Kleid aus Basel haben auf diese Art den Weg in unseren Haushalt gefunden. Und da zeigt sich jetzt eben das Cliché mit aller Deutlichkeit: Mein Mann verkauft, ich kaufe.
Nach zugegebenermassen langem, sehr langem Nachdenken habe ich aber dafür eine prima Erklärung gefunden, die alle Feministinnen aufs Tiefste befriedigen wird: Aufgrund der generellen Benachteilung von Frauen besitze ich einfach gar nicht so viele Sachen, die ich verkaufen könnte! Glauben Sie das?