kolumnen
Schneckenentsorgung
Das A und O bei allem was das Qualitätsmerkmal „Bio“ verdient, ist die Berücksichtigung der natürlichen Kreisläufe und die Geschlossenheit dieser Kreisläufe. Praktisch heisst das, dass die Gartenabfälle als Kompost wieder auf’s Beet zurückkommen oder dass der Biobauer die Tiere mit dem füttert, was er auf dem Hof selber anbaut. Das macht Sinn, ist auf jeden Fall gut für unsere Umwelt und leuchtet ohne weiteres ein.Ich habe jetzt aber ein Problem mit dem geschlossenen Kreislauf. Morgen für Morgen sieht man mich momentan in aller Herrgottsfrühe bewaffnet mit etwas, das aussieht wie eine kleine Grillzange durch meinen Garten wandern. Wobei wandern der falsche Ausdruck ist. Ich kauere eigentlich in Bodennähe und komme nur Zentimeterweise vorwärts. Ich bin auf Schneckenjagd und die Grillzange ist ein Schneckengreifer!
Die Kriecher überhaupt zu entdecken braucht ein wenig Übung. Sie verstecken sich zum Beispiel gern unter den am Boden aufliegenden Blättern. Aber wenn man das mal weiss ist es einfach und die Schnecken haben sich bisher nicht als lernfähig erwiesen. Sie sind immer wieder am selben Ort. Deshalb komme ich mittlerweile immer mit Beute in die Küche zurück. Dort erwartet die Viecher ein schneller Tod: Sie werden mit siedendem Wasser übergossen. Brutal, zugegeben, aber was will man machen? Alle anderen Tötungsarten sind für die Tiere – oder für mich – noch qualvoller. Ich erinnere mich mit Grausen an die Schneckenschere meines Vaters. Brrrr. Seit ich die Schnecken übrigens in einem verschliessbaren Tupperware einsammle muss mein Mann auch nicht mehr aus der Küche rufen, ich solle doch gefälligst auf meine Haustiere aufpassen, sie seien am ausbrechen.
Kaum ist der Tod eingetreten fängt aber das Problem an: Wohin jetzt mit dem glibbrigen Zeug? Spüle ich sie ins WC ist das nicht sehr umweltgerecht und der Kreislauf wird ewig nicht geschlossen. Die Vögel mögen keine gekochten Schnecken, nach zwei Tagen habe ich die eingetrockneten Klümpchen auf den Kompost geschmissen. Aber Fleisch soll ja dort eigentlich nicht hin. Wenn ich sie im Garten deponiere kommen ihre Kolleginnen und Kollegen und fressen sie auf. Das wäre dann ein sehr geschlossener Kreislauf, aber nützt mir nichts, weil die Schnecken dann eher mehr als weniger werden.
Ich habe bis jetzt keine Lösung für mein Problem gefunden. Aber eines wurde mir klar: Ich bin ein glücklicher Mensch, dass ich solche Probleme wälzen darf.
