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Aus und vorbei

Nein! Auf gar keinen Fall! Nicht heute! Die Sonne lacht durch die Vorhänge als ich mich zum Liebsten rolle und es ihm sage: Ich will nicht nach Hause! Wollte er auch nicht, aber alles Wollen war vergeblich – der letzte Ferientag war da. Bloss die Jungs freuten sich. Drei Wochen Graubünden liegen für sie in der Nähe von Kindsmisshandlung. Dank ihrer Hilfe waren wir deshalb in Rekordzeit auf dem Heimweg. Und ich hatte 200 Kilometer lang Zeit um nachzudenken, warum sich das Ferienende so schlimm anfühlt.

Weil ich wieder ins Büro muss? Das kann es nicht sein. Ich arbeite doch gern, jedenfalls meistens. Weil ich am Morgen wieder früh aufstehen muss? Schon eher. Andererseits hat man dann mehr vom Tag. Die Ferientage sind immer so rasch vorbei, wenn man vom Frühstück nahtlos zum Mittagessen übergeht und dieses durch nicht viel mehr als die Siesta von Apéro und Abendessen getrennt ist. Noch immer blieben 150 Kilometer, um herauszufinden, was das Schlimmste am Ferienende ist. Ist es die Aussicht, nicht mehr den ganzen Tag machen zu können, was einem gerade einfällt? Auch wenn dies das pure Nichts ist? Oh ja, tagelang nichts tun und dabei nullkommanull schlechtes Gewissen haben: Das heisst Ferien!

100 Kilometer von zu Hause hatte ich mir so weit gut zugeredet, dass ich mir glaubte, dass man nicht sein Leben lang nichts machen sollte und dass ich froh sein kann, überhaupt eine gute Arbeit zu haben. Ich begann, mich darauf zu freuen, wieder über einen normalen Kochherd zu verfügen, über eine Dusche unter der auch die Männer des Hauses aufrecht stehen können, einen Kühlschrank, dessen Inhalt einem nicht bei jedem Öffnen entgegenstürzt, unbeschränkten Internetzugang für alle Familienmitglieder gleichzeitig. und natürlich den Garten.

Es stellte sich noch einmal ein Stimmungstief ein, als ich aus 50 Kilometer Entfernung Wolken und Nebel über dem Unterland wahrnahm. Aber auch das ging vorbei und tatsächlich ist es schön, wieder hier zu sein. Der Garten hat dank dem Einsatz meines Vaters überlebt, die Wohnung erscheint einem geradezu luxuriös, im Büro warten spannende Projekte und Apéro ist auch auf unserem Sitzplatz ein Genuss. Dort stellt sich dann auch die Erkenntnis ein: Der grösste Scheiss am Ferienende ist der Abstand bis zum Beginn der nächsten Ferien! Aber der wird zum Glück täglich kleiner.
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