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Zu Hause

Es war die Woche des Feierns. Meinen Geburtstag begingen wir beim „Argentinier“ in Bassersdorf wo uns nebst dem feinen Essen die liebevolle Betreuung sehr begeisterte.

An der Konfirmation von Sohn Nummer eins sah ich all die Familien in der Kirche, die wir kennen aus der Mütterzentrums-, Spielgruppen-, Kindergarten- und Schulzeit. Es fiel mir ein, was Regine Aeppli sagte, als sie sich vom Kantonsrat in Richtung Nationalrat verabschiedete: Heimat ist dort wo man sich auskennt. Das Zusammentreffen an der Konfirmation hat mir bewusst gemacht, wie sehr wir in diesem Sinn in Kloten zu Hause sind.

Ich habe allerdings heimatliche Gefühle für mehrere Orte. Zum Beispiel für das  Zürcher Friesenbergquartier oder Rafz, die Schauplätze meiner Kindheit und Jugend. Und natürlich Kloten, wo ich nun seit 22 Jahren lebe – länger als irgendwo sonst. Trotzdem habe ich das Gefühl heimzukommen nicht nur hier, sondern auch wenn ich im Friesenberg Freunde besuche, in Rafz meinen Vater oder wenn wir in Graubünden eintreffen. Man kann mehr als eine Heimat haben – so wie man sich an mehr als nur einem Ort auskennt.

Warum also so ein Theater um Einbürgerungen? Es wäre das Beste, alle nationalen Bürgerrechte ersatzlos abzuschaffen. Wir sind alle Bürgerinnen und Bürger einer einzigen Welt. Durch die modernen Verkehrsmittel ist diese derart geschrumpft, dass Leute sich problemlos in Nairobi und Schwamendingen, Zagreb und Effretikon oder Helsinki und Affoltern zu Hause fühlen können. Und wer will beurteilen, ob ich für einen Ort auch wirklich heimisch genug empfinde, um des Bürgerrechtes würdig zu sein? Eben.

Zu den Orten, an denen ich zu Hause bin gehören auch Menschen. Welches Bürgerrecht diese besitzen hat keinen Einfluss darauf, ob wir uns verstehen. Ich will nicht behaupten, dass es keine Probleme gibt, wenn verschiedene Kulturen zusammenkommen. Auch dann, wenn die Gewohnheiten eines Bündner Dorfes auf diejenigen städtischer Gäste treffen. Man muss sich reihum Mühe geben, um zusammenzufinden. Deshalb sind die aktuellen, fremdenfeindlichen Kampagnen – zu denen gehört auch die Einbürgerungsinitiative – so verheerend: Sie reissen Gräben auf statt sie zu überwinden und schaffen damit genau die Probleme, die sie zu lösen vorgeben.

Es war die Woche des Feierns und es war schön. Obwohl der charmante Kellner nicht akzentfrei deutsch sprach, obwohl die Menschen im Konfirmations-Gottesdienst viele verschiedene Heimaten haben. Es kommt nämlich nur darauf an, dass wir hier und jetzt unsere gemeinsame Heimat bilden.

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