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Namen: Schall und Rauch?

«Denker sind Leute, die aufs Neue denken, und die denken, dass das, was vorher gedacht worden war, niemals hinreichend bedacht worden war.»  Wissen Sie, welche Firma dies auf ihrer Website zitiert? Die Kolping Krankenkasse! Ob sie alles bedacht hat? Wenn ich in ein paar Jahren jemandem beschreiben soll, wo ich wohne, sage ich dann: „Zwischen der Kolping-Arena und dem Flughafen Zürich“? Oder vielleicht - exakter  -  zwischen dem Apple Schulhaus  (vorm. Nägelimoos),  dem Microsoft Learning Center (vorm. Schulhaus Feld) und dem Adidas-Stadion (vorm. Fussballplatz Stighag)?  Die Namensverkauferei wirft ganz neue Fragen auf. Wenn es eine Axpo Super League gibt (das gibt es wirklich!), dann kann es doch auch eine Adidas Super League oder eine UBS Super League geben, nicht? Egalité im Fussball: Nix mehr mit Nati-A oder Nati-B sondern alle sind super und spielen in einer Super League (vorm. Nationalliga A).

Würde es mir etwas ausmachen, wenn mein Spaziergang  nicht mehr zum Friedhof Chloos sondern zum Pax Lebensversicherungs Cemetry führen würde? Fördert der Verlust von Namen das Gefühl, sich nicht mehr auszukennen? Das wäre ja skandalös: Angeführt von der SVP verdealt Kloten identitätsstiftende Namen und dieselbe Partei profitiert dann bei Wahlen vom menschlichen Bedürfnis nach Orientierung. Andererseits:  wenn man mich in einem der Neubaugebiete des Unterlandes aussetzen und die Strassenschilder abschrauben würde, wüsste ich kaum, wo ich bin. Es sieht alles gleich aus: Sehr proper, sehr nett und sehr langweilig. Vielleicht würde ich mich dann plötzlich freuen, ein Apple Schulhaus zu sehen, weil es mich ans Nägelimoos erinnert. Dieser Effekt ist bekannt:  Nie löst ein Päckli Wernli-Guetzli derart heimische Gefühle aus wie wenn ich es im spanischen Supermarkt entdecke.

Doch  ich schweife ab: Ist es schlimm, wenn der Schluefweg  nun Kolping-Arena heisst? Für mein Verhältnis zur Kolping-Krankenkasse auf jeden Fall. Es ist sympathisch, wenn ein erfolgreiches Unternehmen einen Teil seines Geldes für die Öffentlichkeit verwendet und es darf dann auch damit angeben. Aber das Besetzen des Namens finde ich daneben. Jedenfalls solange die Kolping das Ding nicht kauft, was uns die nicht unwesentlichen Unterhaltskosten ersparen würde. Mir jedenfalls  wird der Name „Kolping-Arena“ möglichst nie über die Lippen kommen und ich werde sicher keine Kolping-Kundin. Ich denke, wir bleiben privat einfach beim Namen Schluefweg, lassen den EHC die Kohle einsacken und hoffen, dass für uns wenigstens mal ein Gratiseintritt zum skaten (vorm. schliifschüenle) abfällt.

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