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kolumnen

Ordnung muss sein

Zu den mühsameren Dingen beim Zusammenleben mit Teenagern, gehört die Ordnung in ihren Zimmern. Jahrelang hat man als Eltern gegen Lego-Steine gekämpft, die – verteilt über den gesamten Grundriss der Wohnung – für manch schmerzhaftes Auftreten und nachfolgendes Fluchen sorgten. Und nun sind die Lego tatsächlich verschwunden. Ebenso wie vergammelte Milchschoppen unter dem Elternbett oder leere Chips-Packungen und PET-Flaschen vor dem Fernseher. Doch das Grauen hat sich nur verlagert, nicht verzogen. Seit einer Weile herrschen ja die jungen Herren autonom über ihr Reich – sprich ihr Zimmer. Wir Eltern versuchen, Blicke ins Innere dieser Königreiche zu vermeiden, uns nicht auszumalen was da vor sich hin gammelt und möglichst keine Bemerkungen über die Geruchsentwicklung zu machen, sollten wir den Raum doch einmal betreten müssen. Aber dann heisst es plötzlich: „Ich habe keine sauberen Kleider mehr“.
Ja wie auch, wenn die gesamte Garderobe flächendeckend im Zimmer verteilt rumliegt? Warum glauben Teenager, dass die Dinge irgendwann lebendig werden und von selber in die Waschküche wandern? Oder dass benutztes Geschirr irgendwann von selber den Wunsch verspürt, abgewaschen zu werden und den Weg in die Küche schon irgendwie findet? Es wäre einfach, hier weitere Beispiele akuter Liederlichkeit anzufügen. Aber es drängt sich ein Bild in den Vordergrund. Das Bild meines eigenen Teenagerzimmers. Zeitweise übernachtete ich im Gästezimmer, weil es in meinem eigenen schlicht keinen Platz mehr hatte. Es konnte Monate dauern, bis ich mich endlich zum Aufräumen überwinden konnte. Ich löste mein Problem damit, dass ich einen Teil meiner Habe ins Gästezimmer transferierte, was die Platzfrage deutlich entspannte. Jedenfalls bei mir. Mein Vater hat zwar regelmässig ausgerufen, dass es ja wohl nicht so schwierig sein könne, einen einigermassen zivilisierten Zustand herzustellen. Das Ausrufen ging mir aber – Verzeihung – am Arsch vorbei und ich fürchte, bei unseren Söhnen ist das nicht anders.
Weil ich heute trotzdem ordentlich bin, könnte ich mich zurücklehnen und darauf warten, dass sich das Problem von selber löst. Nur sind diese Erziehungssachen so, dass wir Eltern dranbleiben und weiter meckern, während es den Jungen zum einen Ohr rein und beim anderen wieder rausgeht. Aber „es“ wird zurückkommen und sie werden zwischendurch grinsen, wenn sie dereinst ihren Kindern ein Minimum an Ordnung einzutrichtern versuchen und dabei an ihre heutigen Zimmer denken.

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